Wer ist Bonhoeffer?
„Wer bin ich?“ hat Bonhoeffer in seinem berühmten Gedicht aus dem Gefängnis formuliert. Dies lässt sich hier in wenigen Zeilen nicht beschreiben, erst recht nicht durch einen kurzen (trotzdem angefügten) Lebenslauf.
Jedoch wurde wohl kaum ein anderer deutscher, protestantischer Theologe des 20. Jahrhunderts so bekannt wie Dietrich Bonhoeffer. Seine theologische Existenz in Wort und Tat, seine „gelebte“ Theologie bis in den Tod machen ihn zu einem glaubwürdigen, authentischen Zeugen seiner Zeit. Dietrich Bonhoeffer hat den Anspruch formuliert, dort wo es notwendig ist „dem Rad in die Speichen zu fallen“ und hat dies für sich mit letzter Konsequenz auch vollzogen. Damit hat er mehr erreicht und ausgelöst, als ihm vielleicht selbst an jenem verhängnisvollen Morgen des 9. April bewusst war.
An diesem 9. April 1945 wurde der nur 39-jährige Dietrich Bonhoeffer als Mitglied des deutschen Widerstandes gegen das barbarische Naziregime hingerichtet. Damit starb auch ein großer, hoch begabter Theologe, dessen Leben in so vielen Gedanken nur Fragment geblieben ist.
Wer Bonhoeffer auch war, er starb wie er selbst noch zum Neujahr 1945 schrieb „von guten Mächten wunderbar geborgen“.
Lebenslauf von Dietrich Bonhoeffer – Streiflichter seines Lebens
1906 |
Am 4. Februar wird Dietrich Bonhoeffer in Breslau geboren |
1912 |
Berufung des Vaters an die Berliner Universität |
1923 |
Beginn des Theologiestudiums in Tübingen |
1924-1928 |
Theologiestudium in Berlin |
1927 |
Erstes theologisches Examen und Promotion |
1928 |
Vikariat in Barcelona |
1929/30 |
Assistent in Berlin |
1930 |
Zweites Theologisches Examen, Habilitation für Systematische Theologie |
1930/31 |
Einjähriger Aufenthalt in den USA am Union Theological Seminary, New York |
1931 |
Zum ökumenischen Jugendsekretär gewählt ab 1.8. Privatdozent in der Berliner Theologischen Fakultät und Studentenpfarrer 15.11. Ordination in der Matthäuskirche, Berlin-Tiergarten Vom November an (bis März 1932) Leitung einer Konfirmandenklasse in Berlin-Prenzlauer Berg, Zionskirche |
1932 |
Vorlesungen und Seminare an der Berliner Humboldtuniversität |
1933 |
1.2. Rundfunkvortrag „Wandlungen des Führerbegriffs“ Im April Aufsatz „Die Kirche vor der Judenfrage“ Im Oktober Antritt seines Pfarramtes in London |
1934 |
Ökumenische Konferenz in Fanö |
1935 |
Leiter des Predigerseminars Finkenwalde |
1936 |
Im Februar letztes Kolleg in der Berliner Fakultät über „Nachfolge“ Entzug der Lehrerlaubnis |
1937 |
Schließung des Finkenwalder Seminars; Beginn der Sammelvikariate Publikation der „Nachfolge“ |
1938 |
11.1. Aufenthaltsverbot für Berlin und Brandenburg, Erste Kontakte zu dem Kreis um Oster und Canaris |
1939 |
„Gemeinsames Leben“ erscheint Abreise in die USA, am 27.7. wieder in Berlin |
1940/1941 |
Rede- und Schreibverbot |
1940-1943 |
Abwehrmann im Amt Canaris |
1941 |
Im Oktober Beginn der Judendeportationen in Berlin |
1943 |
13.1. Verlobung mit Maria von Wedemeyer 5.4. Haussuchung und Verhaftung, ins Gefängnis Tegel eingeliefert |
1944 |
8.10. in den Gestapokeller der Prinz-Albrecht-Straße verlegt |
1945 |
7.2. in das KZ Buchenwald verlegt Am 9. April nach Transport durch Süddeutschland Hinrichtung im KZ Flossenbürg |